Für viele Menschen gehört ein schönes Glas Wein zu einem guten Essen einfach mit dazu. Andere entspannen sich mit einem kühlen Feierabend-Bier. Aber wo genau hört eigentlich das Genusstrinken auf? Und wann genießen wir Alkohol nicht mehr, sondern sind süchtig danach? Im Gespräch mit Dr. Jarmila Mahlmeister, Chefärztin an der My Way Betty Ford Klinik im bayerischen Staatsbad Bad Brückenau, sowie Sven Marquardt, Verwaltungsdirektor der Klinik, gehe ich den Themen Alltagsdrogen und Suchttendenzen auf den Grund.
Historische Prachtbauten, Heilquellen, ausgedehnte Wiesen und Wälder: Im Staatsbad Bad Brückenau an der bayerischen Rhön tanken Gäste neue Kraft und entspannen ganzheitlich. Auch Menschen, deren Alltag von Alkohol oder anderen Drogen bestimmt wird, setzen sich in dieser heilsamen Umgebung mit ihrer Sucht auseinander. Dabei unterstützt sie die My Way Betty Ford Klinik.
Ich muss zugeben: Eine Klinik, die auf Abhängigkeitserkrankungen spezialisiert ist, habe ich mir anders vorgestellt. Denn von außen sieht die Betty Ford Klinik im beschaulichen Staatsbad Bad Brückenau eher wie eine luxuriöse Villa aus – nicht wie eine Suchtklinik. Umgeben von Grünanlagen und nur wenige Gehminuten vom Kurpark entfernt, fügt sich der Altbau aus dem Jahr 1900 nahtlos in die malerische Landschaft ein.
Ich trete ein und finde mich wieder in einem hellen, modern eingerichteten Eingangsbereich. Auf einem großen, gemütlichen Sofa nehme ich Platz und genieße den Blick über die sattgrünen Wiesen. Offen, weitläufig, schick: Die My Way Betty Ford Klinik verbindet erprobte Suchttherapie mit wirksamen natürlichen Heilmitteln aus der Region – wie Sole oder Moor. Und versprüht echte Eleganz. Dass in dieser Umgebung abhängige Menschen ihre Körper entgiften, kann ich mir kaum vorstellen. Nichtsdestotrotz ist Betty Ford international bekannt – und das Therapiekonzept seit Jahren erfolgreich. Was dahintersteckt, erklärt mir Verwaltungsdirektor Sven Marquardt.
„Wenn Sie beschließen, zu uns zu kommen, haben Sie bereits einen wichtigen Schritt getan. Dann entscheiden Sie sich gegen das Trinken, entscheiden Sie sich gegen die Sucht – und für eine bessere Zukunft.“ Zusätzlich legen die Fachärzte und Psychotherapeuten in der My Way Betty Ford Klinik viel Wert darauf, dass Sie
Erst nach dem körperlichen Entzug mithilfe von Medikamenten und erfahrenen Pflegekräften fängt der nächste Therapieabschnitt an. Einzeln oder in der Gruppe erarbeiten Betroffene mit den Suchttherapeuten Gründe und Ursachen für Ihre Abhängigkeit.
Das können große „Knackpunkte“ im Leben sein, so Chefärztin Dr. Jarmila Mahlmeister. Beispiele sind:
Doch meistens schleicht sich die Sucht langsam und anfangs häufig unbemerkt ein. Ausgelöst durch chronischen Stress, ein schädigendes soziales Umfeld oder auch finanzielle Sorgen. Marquardt fügt hinzu: „Oft führen auch Depressionen, Angststörungen, posttraumatischer Stress oder auch ein Burnout dazu, dass Betroffene zu viel trinken. So wollen viele ihre Anspannung oder innere Leere ausgleichen. Deshalb behandeln unsere erfahrenen Ärzte in der Therapie auch immer diese und andere Grunderkrankungen.“
Wichtig: Oft verursachen psychische Krankheiten nicht die Sucht, sondern entstehen im Verlauf der Abhängigkeit – die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück, verlieren möglicherweise Ihren Job, den Führerschein oder den Kontakt zu Freunden und Familie – das löst bei vielen eine depressive Verstimmung aus und führt langfristig in die Depression.
Doch wann wird das gelegentliche Bier zum „Abschalten“ nach einem stressigen Arbeitstag eigentlich zum Problem – zur ernsthaften Suchterkrankung? Wo verläuft die Grenze zwischen Genusstrinken und Sucht?
Chefärztin Dr. Mahlmeister erklärt mir: „Eine Sucht beziehungsweise Abhängigkeitserkrankung diagnostizieren spezialisierte Ärzte, wenn drei von sechs festgelegten Kriterien erfüllt sind.“ Diese Kriterien sind im wichtigsten und weltweit anerkannten Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, dem ICD-10, festgelegt.
Diese Warnzeichen zeigen Ihnen, dass Sie Ihren Konsum einschränken – oder noch besser: komplett auf Alkohol verzichten sollten:
„Richtig problematisch wird das Trinken, wenn es eine Funktion erfüllt“, fügt die Chefärztin hinzu. „Wenn Sie nicht nur abends ab und an ein Bier zum Essen genießen, sondern es kaum erwarten können, endlich zu trinken – weil Sie wissen, dass Alkohol zum Feierabend für Sie ‚funktioniert‘. Wenn Sie ihn regelrecht ‚brauchen‘, um abzuschalten.“
Trotz allem sei Alkohol keine Einstiegsdroge, so Dr. Mahlmeister. „Tatsächlich senkt eher Nikotin die Hemmschwelle, andere Drogen zu konsumieren.“
Haben Patienten erst einmal gelernt, dass der Griff zur Flasche ihren Stress reduziert, fällt Umlernen schwer, erklärt Dr. Mahlmeister: „Aber: Jede Sucht funktioniert nach dem gleichen Prinzip – und lässt sich durch neues, positives Verhalten austauschen. In der Entwöhn-Therapie lernen unsere Patienten deshalb neue Strategien, mit denen sie ihr schädigendes, erlerntes Verhalten ersetzen.“
Strategien aus der Therapie nutzen Sie ganz einfach in Ihrem Alltag – zum Beispiel, weil Sie sich vornehmen, weniger Alkohol zu trinken, mit dem Rauchen aufhören oder sogar auf andere Alltagsdrogen wie Koffein verzichten wollen. Jedes Mal, wenn der Drang nach Alkohol oder Nikotin stark ist, tun Sie stattdessen etwas, das Ihnen guttut – und Sie nicht abhängig macht:
Zusätzlich kann es helfen, wenn Sie den Kontakt zu bestimmten Personen aus Ihrem sozialen Umfeld reduzieren – besonders zu denen, die Sie immer wieder zum Rauchen oder Trinken animieren. Eine andere Möglichkeit: Meiden Sie, wenn möglich, Situationen oder Orte, die Sie zum Rauchen oder Trinken verführen: Halten Sie sich zum Beispiel so lange von Bars oder auch Brauhäusern fern, bis Sie sicher sind, dass Sie nicht wieder in alte Muster zurückfallen.
Was Ihnen guttut, entscheiden nur Sie selbst – „da gibt es kein Patentrezept“, so Dr. Mahlmeister. In der heilsamen bayerischen Rhön-Landschaft finden Sie gemeinsam mit erfahrenen Therapeuten und unterstützt von wohltuenden Anwendungen mit natürlichen Heilmitteln aus der Region Ihren ganz persönlichen Weg aus der Abhängigkeit.