mit 3 Tipps
Prof. Dr. Dieter Melchart ist Leiter des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD). Bereits während des Studiums hat sich der 66-Jährige mit der Naturheilkunde befasst. Er führte die Ambulanz und Tagesklinik für Naturheilkunde und Gesundheitsförderung am Klinikums rechts der Isar in München und besaß die erste Professur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Bayern.
Experte Prof. Dr. Melchart
Bahnhofstraße 15
93444 Bad Kötzting
Ein starkes Immunsystem, aber auch innere Zufriedenheit und psychische Stärke sind im Alltag wichtig. Therapien und Anwendungen der Naturheilkunde und der Komplementärmedizin können die Menschen dahingehend unterstützen. „Entscheidend ist, dass sich die Verfahren an den Inneren Arzt des Menschen wenden“, sagt Prof. Dr. Dieter Melchart, „Das heißt, es wird eigentlich die Kompetenz, sich selbst gesund zu halten, reaktiviert. Der Mensch ist ja per se nicht krank, sondern gesund.“
Das Spektrum der Naturheilkunde und Komplementärmedizin ist groß. So fallen Anwendungen wie Akupunktur, Homöopathie, Aromatherapie, Ayurveda, Phytotherapie (Therapie mit pflanzlichen Heilmitteln), Schröpfen, Manuelle Therapie, Schüßler Salze und viele weitere darunter. Die meisten Therapien und Anwendungen erfordern allerdings einen Besuch bei einem darauf spezialisierten Arzt oder Heilpraktiker. Dennoch kann man auch zu Hause einiges tun, um sein Immunsystem zu stärken und gelassener durch den Alltag zu gehen. Prof. Dr. Melchart plädiert dafür, sich der eigenen Gesundheit anzunehmen und freie Zeit auch zu nutzen, um sich mal ganz auf sich zu besinnen.
„Unser Fokus liegt viel zu sehr auf unserer Umwelt und auf anderen Menschen und Dingen um uns herum. Wir sind ständig im Stress und in Eile“, sagt er. Seiner Meinung nach müssten sich die Menschen viel mehr mit sich selbst auseinandersetzen und sich Fragen stellen wie: Was esse ich eigentlich täglich? Wieviel bewege ich mich? Wie schlafe ich? Wie ist mein Wärmehaushalt - habe ich immer kalte Füße und Hände? „Deshalb muss man gezielt bei sich selbst anfangen und seine eigene Gesundheit steigern. Und da ist es völlig falsch, sich nur zuhause auf die Couch zu legen, wie es viele Menschen tun“, so Melchart.
„Was wichtig ist beim Schlaf: Immer darauf zu achten, dass das Schlafzimmer möglichst kühl ist. Also dort nicht die Heizung laufen zu lassen. Was mich immer wieder überrascht ist, dass im Schlafzimmer die Wohnhygiene so vernachlässigt wird. Man kann mit zahlreichen Gerätschaften, Funkuhren, Mobiltelefonen etc. und in einem zu warmen Raum natürlich nicht so gut schlafen. Wichtig ist auch, seinen Schlafrhythmus einzuhalten, also auch bei der morgendlichen Aufstehzeit. Hier haben die Menschen die Chance, dafür zu sorgen, dass sie abends gut abschalten und den Raum entsprechend anpassen, um gut zu schlafen. Helfen können auch Kneipp`sche Anwendungen. Viele Leute profitieren stark, wenn sie zum Beispiel ihre Füße abends noch einmal wärmen durch wechselwarme Wassergüsse. Man kann auch eine Badewanne knöcheltief mit kaltem Wasser füllen und dann im Storchenschritt eine Weile darin gehen. Aber bitte nur mit warmen Füßen! Dann die Füße mit einem Handtuch nur abtupfen und ab ins Bett.“
„Man kann an seinem Bewegungsmuster arbeiten. Einfach mal mit Hilfe eines Schrittzählers oder einer Smart Watch täglich die eigene Mobilität dokumentieren. Wenn ich weiß, dass 10.000 bis 12.000 Schritte ein gesundes Maß wären, dann kann ich viel dazu beitragen, dieses Maß im Alltag umzusetzen. Das ist alles andere als einfach. Aber es lohnt sich. Eine einfache Empfehlung: Steigern Sie ihr Ausgangsniveau jede Woche um 500 Schritte. Dann erreichen Sie – bei einem Ausgangswert von 5000 Schritten am Tag – nach zehn Wochen etwa schon 10.000 Schritte. Eine Optimierung wäre dann noch, 1000 Schritte in zehn Minuten zu machen oder 100 Schritte in einer Minute. Dadurch erreicht man mit ein bisschen Übung in 30 Minuten 3.000 Schritte und damit das Minimum, was man für ein gesundes Herz-Kreislauf-System täglich tun sollte. Und man baut viel von dem Stress ab, der sich im Laufe des Tages aufbaut.“
„Wir sind ja heutzutage 24 Stunden mit Nahrung konfrontiert. Früher waren unsere Vorfahren 24 Stunden mit Bewegung konfrontiert, weil sie sich ihre Nahrung sammeln oder jagen mussten. Heute haben wir immer den Kühlschrank voll. Die Ernährung hat ja erhebliche Einflüsse auf unser Wohlbefinden und unsere Psyche. Auch hier wäre der Ansatz, sich einfach mal zu überlegen und aufzuschreiben, was ich den ganzen Tag über so esse und auch, wieviel Obst und Gemüse ich esse. Ideal sind täglich drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst, wobei eine Portion in etwa so groß wie die individuelle Größe der Faust sein sollte. Dafür brauche ich keinen Diätplan oder Kalorien zu zählen. Und gerade Fertigprodukte mit einem hohen Anteil an Konservierungsstoffen sind ein Problem für die Verdauung.“
Diese Anregungen sind auch Teil des IGM Lebensstilprogramm SINOCUR. „Das Programm richtet sich an Menschen, die ihre Gesundheit in die Hand nehmen und zum Manager ihrer eigenen Gesundheit werden wollen. Aktuell ist es ein Modellvorhaben der AOK und eine Mischung aus Präsenzkursen in Bad Kötzting und Online-Unterstützung über mehrere Wochen. Deshalb ist es momentan nur für Menschen geeignet, die in oder rund um Bad Kötzting leben, soll aber weiter ausgebaut werden“, so der Professor.
SINOCUR setzt sich zusammen aus „sino“, was auf die Traditionelle chinesische Medizin hinweist und „cur“, was auf eine Kur im Sinne von Kneipp zurückführt. IGM steht für ein Individuelles Gesundheits-Management. Das ist auch die Grundlage des Angebots. In drei Schritten überprüfen die Teilnehmer anhand eines Fragebogens ihren aktuellen Gesundheits- und Gemütszustand, planen, welche Bereiche sie verbessern wollen und lernen, mit Hilfe von Gesundheits-Coaches und Ärzten, wie sie ihre Gesundheit konkret in die eigene Hand nehmen können. Wöchentliche Treffen in Bad Kötzting und ein Webportal unterstützen sie dabei.