175 Jahre BADekur in Reichenhall

Lust auf etwas Salzluft in der Nase – oder soll es lieber eine frische Bergbrise sein? Gut, dass man sich in Bad Reichenhall nicht entscheiden muss: Hier geht beides! Durch die Alte Saline steht das Bayerische Staatsbad ganz im Zeichen von Salz und Sole. Zusammen mit den erhabenen Gipfeln des Lattengebirges ringsum schon allein ein effektives Team für ganzheitliche Gesundheit und Prävention. Und es wird noch schöner, denn 2021 steht mit besonderen Ideen ganz im Zeichen der BADekur: Vor 175 Jahren eröffnete mit dem Axelmannstein das erste Kurhotel des Ortes und ermöglichte damit Bad Reichenhall den Aufstieg zum Weltkurort.

Dass wir uns heute in der oberbayerischen Alpenstadt Bad Reichenhall zwischen Salzanwendungen und wohltuendem Alpenklima erholen können, liegt eigentlich an einer Katastrophe: Der große Brand von 1834 zerstörte beinahe den ganzen Ort. Nur wenig der altbayerischen Architektur blieb verschont, so etwa das dörflich anmutende Florianiviertel, in dem es noch Häuser mit Giebeln, vorspringenden Dächern und alpenländischen Malereien auf pastellfarbenen Fassaden gibt. Wo einst Küfer, Kupferschmiede und Färber ihre Werkstätten hatten, beleben jetzt Künstler, Kunsthandwerker und Blumenbinder die engen Gassen.

 

Königlich & Neu

So romantisch wie dieses Viertel rund um den alten Florianibrunnen inzwischen auch wirkt: Das Bad Reichenhall von damals war eine Industriestadt, in der seit dem Mittelalter aus Solequellen weißes Gold gemacht wurde. Sehr gewinnbringend übrigens. Auch deshalb widmete der architekturinteressierte König Ludwig I. dem Wiederaufbau enorme Aufmerksamkeit. Seine große Vision: eine komplett neue Stadt, prunkvoll, sauber, stilvoll, großzügig! Dafür schickte er für verschiedene Bauvorhaben gerne seine besten Baumeisteran den Alpenkamm. Etwa zur gleichen Zeit eröffnete 1846 mit der Sole- und Molkekuranstalt Bad Axelmannstein das erste Kurhotel des Ortes. Fortan ging es steil bergauf für die inzwischen berühmteste Salinenstadt der Welt.

175 Jahre ist das jetzt her und wird 2021 unter dem Motto „175 Jahre BADekur in Reichenhall“ gefeiert. Die liebevoll gestaltete Jubiläumszeitung etwa präsentiert einen Mix aus Geschichte und News, inklusive (fiktiver) Interviews mit berühmten Kurgästen. Zudem führt die sogenannte Lauschtour per Spaziergangs-App rund eine Stunde zu den Highlights des lebenslustigen Ortes im Berchtesgadener Land.

 

Kurgarten mit Gesundheits-Effekt

Es geht zum Beispiel in den Königlichen Kurgarten, einer Pracht aus leuchtenden Blumen, duftenden Heilpflanzen, erhabenen alten Bäumen, Solespringbrunnen und bequemen Liegestühlen. Flankiert wird der Garten vom Könglichen Kurhaus im Stil der Neo-Renaissance – schon kurz nach der Errichtung 1900 der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Mit dem Gradierhaus versteckt sich hier sogar eine Sehenswürdigkeit mit gesunder Wirkung: Das größte Freiluftinhalatorium der Welt verdampft ganz fein vernebelte Sole aus der zertifizierten Heilquelle. Sie ist frei von Umweltgiften, reich an Mineralstoffen und reinigt die oberen und unteren Atemwege. Eine halbe Stunde sollte man schon einplanen, damit sich diese Wirkung beim tiefen Einatmen auch entfalten kann. Pollen-Allergiker nutzen das Gradierhaus regelmäßig.

Die Konzertrotunde und der Musikpavillon machen das edle Ambiente der Bäderarchitektur komplett. Gut möglich, dass von hier aus Live-Musik die erholsame Atmosphäre intensiviert: Jeden Tag treten in der Konzertrotunde oder bei schönem Wetter unter freiem Himmel im Musikpavillon verschiedene Ensembles auf. Klassik, Operette, Schlager, Jazz, Pop, Bayerisch – das Programm ist immer für eine Überraschung gut. Darunter sind fast täglich die Bad Reichenhaller Philharmoniker: Das rund 40 Menschen starke Berufsorchester ist das einzige philharmonische Kurorchester in Deutschland. Es spielt jährlich 350 Konzerte auf höchstem Niveau. Das Ziel: mit Kurmusik heilend auf Körper, Seele und Geist einwirken, mal in Form einer großen Beethoven-Sinfonie, mal als nostalgische Serenade, als Film- und Popkonzert oder als Opernfantasie. Die MusikerInnen bleiben dabei immer nahbar, erlebbar, interagieren mit dem Publikum – und freuen sich, wenn sie etwa in der schönen Fußgängerzone erkannt und angesprochen werden.

Im Hintergrund ist ein großes Gebäude aus rotem Backstein zu sehen. Das ist die Alte Saline. Hier wird seit mehr als 150 Jahren salzhaltige AlpenSole aus den Bergen bei Bad Reichenhall gefördert um es für Kur- und Gesundheitszwecke zu nutzen. Auf dem Platz vor dem Gebäude ist eine Frau zu sehen, die die Saline besucht hat.
Rechts im Bild ist das AlpenSole Gradierhaus in Bad Reichenhall zu sehen. Dahinter ein mächtiger Berggipfel und auf der linken Seite Bäume. Im Gradierhaus in Bad Reichenhall, kann man die AlpenSole inhalieren.
Die kleine rote Gondel der Predigtstuhlbahn bringt die Gäste auf den Berg. Darunter ist am Berghang ein dichter Wald zu sehen und die Gebäude der Stadt Bad Reichenhall.
Sie sehen vom Ufer der Thumsees die Berge die ihn umgeben. Im Vordergrund ist eine große klare Wasserfläche und dahinter Bäume, die an den Berghängen wachsen.

Salzige Erholung für Körper und Geist

Zur Jubiläums-Lauschtour gehört im BADekur-Jahr auch die backsteinerne Alte Saline von 1837 samt Salzmuseum. Im großen Innenhof stehend kann man kaum glauben, dass darunter viele verzweigte Stollen liegen und eine große Pumpe immer noch heilsame AlpenSole aus der Tiefe fördert. Das Besondere an ihr: Sie ist ein wissenschaftlich erwiesenermaßen effektives Naturheilmittel. Gerade bei Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis verbessern sich die Beschwerden durch tägliches Inhalieren spürbar und nachhaltig. In den unterirdischen Gängen wird zudem eine innovative Atem-Trainingsmethode angeboten: Das Bad Reichenhaller Solequellentraining zwischen Millionen Jahre altem Gestein, dynamisch angeleitet von PhysiotherapeutInnen. Auch Kurbäder in Sole wirken – bei Atemwegserkrankungen, Hautproblemen oder gezielt zur Stressreduzierung.

Über der Erde gehen in den hellen Innenräumen der Alten Saline übrigens auch Kreative ihrer Leidenschaft nach: Seit genau 25 Jahren residiert hier die Kunstakademie. Denn in Bad Reichenhall gilt nicht nur die Musik der ortseigenen Philharmoniker als wichtige Säule der Gesundheit, sondern jegliche Kunst und Kultur: Sie macht den Geist frei für neue, schöne Gedanken und heilt in Form mentaler Entspannung. Das Angebot für alle Kunstbegeisterte ist enorm facettenreich und reicht von klassischer Ölmalerei bis zur experimentellen Videokunst. Geleitet werden die Kurse von renommierten KünstlerInnen wie dem Illustrator Quint Buchholz oder der Fotografin Katharina Sieverding.

 

Ein Weltbad zum Wohlfühlen

Berühmtheiten zieht der Ort ohnehin schon lange magisch an. Viele Jahre war das elegante Bad Reichenhall mit seinen schicken Villen der „place to be and be seen“ für die europäischen Hautevolee. Den großen Startschuss gab Maximilian II. von Bayern 1848, es folgten unter anderem Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach im Jahr 1882, Sigmund Freud 1901, Erich Kästner 1937 und die Begum Aga Khan 1961. Auch die Menschen aus den Städten zog es zur erholsamen und gesunden „Sommerfrische“ nach Bad Reichenhall. Regenten, Literaten, Gelehrte, Sommerfrischler – alle lobten den wohltuenden, heilsamen Aufenthalt in der Alpenstadt.

Heute laden Gäste jeden Alters und jeglicher Herkunft ihre Akkus in Bad Reichenhall auf. Weil immer mehr Menschen klar wird, wie wichtig es ist, sich selbst um seine Gesundheit zu kümmern. Gerade jüngere Menschen finden es spannend, dass sich ursprüngliche Naturschätze wie Sole und alpenländisches Heilklima zu effizienten Anwendungen verwandeln lassen. Die Auswahl an Möglichkeiten ist enorm: neueste Entspannungstherapien, präventive Kurz-Check-Ups, klassische Behandlungen von Haut-, Gelenks- oder Atemwegserkrankungen, Wandertouren im milden Reizklima … Welche Möglichkeiten es wo gibt, wissen die Gesundheits-Concierges vor Ort. Sie beraten vor oder während des Aufenthalts persönlich, um für jeden Gast ein individuelles Gesundheitsprogramm zusammenzustellen. Weil man sich dafür zumindest stellenweise doch entscheiden muss – anders als bei Bergbrise oder Salzluft in der Nase.

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