Wegrennen oder abtauchen?
Erst peitscht Nieselregen vom Himmel. Dann pfeifen Windböen durch die Bäume und fegen den Schnee von den Ästen. Eisig kalt ist es auch: Ob sich auf meinen nassen Haaren schon Raureif bildet? Was für ein ungemütlicher Winterabend! Wie zum Beweis wird mir auch noch eine Ladung Graupelschauer ins Gesicht gepfeffert: Mutter Natur hat entschieden, viele messerscharfe Eiskristalle nach mir zu werfen. Jetzt ist aber genug: Wie kann ich dem Wüten der Elemente trotzen? Soll ich wegrennen, Schutz suchen, oder muss ich alles notgedrungen aushalten? Ich entscheide mich für etwas ganz Anderes. Und tauche einfach ab.
Ich brauche Wärme, die unter die Haut geht
Nichts gegen einen Aufenthalt in der Kältekammer: Wie der Frische-Kick (minus 110 Grad!) wirkt und wie schnell er müde Männer wieder munter macht, habe ich im Fichtelgebirge auch schon mal ausprobiert. Nicht ganz freiwillig, wenn ich ehrlich bin: Freunde witzeln, ich sei eigentlich eine Frostbeule durch und durch. Stimmt ja auch: Vor allem im Winter will ich Wärme spüren – natürliche Wärme, die unter die Haut geht, und die nicht nur meinem Körper gut tut, sondern auch meiner Seele. Statt nur heiß zu duschen, gönne ich mir jetzt ein Erholungsbad der Superlative. Wie gut es sich anfühlt, wenn jeder Quadratmillimeter meiner Haut von perfekt temperiertem Heilwasser umschmeichelt wird!
Ziemlich cool: Das Heilwasser ist herrlich warm – und zwar ganz natürlich
Welcome to Niederbayern: Der Kirchturm ist immer noch der höchste Punkt im Ort, und auch sonst wirkt Bad Birnbach wie ein Dorf aus dem bayerischen Bilderbuch. Weil hier vor 50 Jahren bis auf eine Tiefe von über 1600 Metern nach Heilwasser gebohrt wurde, sprudelt das besondere Nass mit einer Temperatur von bis zu 70 Grad aus dem Hahn. Es wird erwärmt durch das flüssige Magma im Erdinneren: Die beiden Quellen zählen zu den heißesten in Europa.
In der Rottal Terme halte ich die Zehen ins 25 Meter lange Schwimmerbecken. Das hat „nur“ 26 Grad, damit man dort beim Ausdauertraining nicht ins Schwitzen kommt. In vielen der Therapiebecken liegt die Temperatur dann schon bei 36 Grad. Da geht sicher noch mehr! Weil ich ahne, was mich erwartet, starte ich – Pfarrer Kneipp würde sich freuen – mit einer eiskalten Dusche in den Abend. Anschließend steht dann nur noch natürliche Wärme auf dem Programm.
Der „Hexenkessel“ ist mein Lieblingsplatz: Das Wasser hat satte 40 Grad
Ich schnuppere beim kostenlosen Gymnastik-Programm rein (20 Minuten Aqua-Fitness) und suche mir dann eine stille Ecke für ein wenig Ich-Zeit: Die Rottal Terme ist kein Spaßbad, sondern ein Ort, wo ich im Wasser schwebend auch mal zum Entspannen die Augen schließen kann. Vielleicht komme ich im Juli noch mal zum Mondscheinbaden, einem Event mit Live-Musik und Feuerwerk. Doch an einem Winterabend wie heute – was für eine Schweinekälte! – ist eines der Außenbecken mein Lieblingsplatz. Dampfschwaden wabern und es blubbert: Es wirkt, als säße ich in einem Hexenkessel. Dass es jetzt schneit, regnet und windet, ist mir ganz egal: Das Wasser im Becken hat nämlich satte 40 Grad. Ich spüre: Das ist genau das, was ich brauche, um wieder ich selbst zu werden.
Mein Rezept gegen den Winterblues: Die Thermen des bayerischen Bäderdreiecks
Ich hätte auch in die Berge fahren können, für Schnee und Sonnenschein, Wanderungen bei knackiger Kälte und ein prasselndes Feuer im Kaminofen. Stattdessen habe ich mich dafür entschieden, einige von Bayerns Thermen im Rottal zu besuchen. Das kennt man als niederbayerisches Bäderdreieck, denn nicht nur in Bad Birnbach kommt das Wasser heiß aus der Tiefe. Zehn Kilometer weiter liegt die Wohlfühl-Therme von Bad Griesbach. Hier kann ich den Bademantel schon im Zimmer anziehen, weil Hotels und Apartmenthäuser mit unterirdischen Gängen direkt mit der Therme verbunden sind. Das Bäder-Trio komplett macht dann Bad Füssing, Europas größte Thermenlandschaft.
Besser, als Pillen zu schlucken: Heilwasser ist perfekt für die Prävention
In Bad Griesbach lasse ich mir von einem Bademeister erklären, was das Wasser alles bewirkt. Hier wird es aus rund 1500 Metern Tiefe nach oben gepumpt und ist bis zu 60 Grad warm. Mit besonders viel Fluorid und einer Kombination aus Mineralstoffen, Spurenelementen und Kieselsäure wirkt es auf den gesamten Bewegungsapparat. Gemeinsam mit der Wassertemperatur, dem Auftrieb und Gymnastik im Becken profitieren davon Knochen, Gelenke, Bänder und Muskeln. Die Durchblutung wird angeregt, die Muskeln entspannen, das Bindegewebe wird entsäuert und der Zellstoffwechsel angekurbelt.
Dass ein Bad im kuschelig-warmen Thermalwasser gut gegen Rheumatismus hilft, wissen viele. Doch es ist auch ein gutes Rezept gegen Pessimismus. Ich spüre es an mir selbst: Das Heilwasser wirkt kurzfristig als Gute-Laune-Booster. Inzwischen belegen viele Studien aber auch eine nachhaltige Wirkung. In Kombination mit Entspannungsübungen und Logotherapie hilft Heilwasser, das Stressniveau zu senken und die Psyche wieder in die Balance zu bringen. So profitieren Körper und Kopf, ohne dass man Pillen einwerfen muss. Was sich für mich gerade anfühlt wie ein vorgezogener Frühjahrsputz, eignet sich also auch perfekt zur Burnout-Prävention, wenn man im Job viel um die Ohren hat.
Beats im Bad: Unterwasser lausche ich der Playlist eines DJs
Heilwasser sieht aus wie normales Quellwasser. Dass es aber anders riecht und schmeckt, merke ich bei meinem nächsten Stopp in Bad Füssing. 100.000 Liter strömen hier pro Stunde aus der mehr als 1000 Meter tiefen Quelle. Das 56 Grad warme Heilwasser enthält von Natur aus viel hochwirksamen Schwefel und eine einzigartige Kombination aus Mineralien. Ich habe die Qual der Wahl: Soll ich die Therme Eins besuchen, wo eine große Wasserfontäne im Rundbecken sprudelt und nebenan das Heilwasser perlt wie edler Champagner? Die Europa Therme am Kurpark ist etwas größer: Hier könnte ich im Strömungskanal durchs Wasser gleiten und dann im Entschleunigungsbecken heraushören, mit welcher Playlist (es gibt Lautsprecher unter Wasser!) der DJ mich entspannen lässt. Am Ende entscheide ich mich aber für einen Besuch der Johannesbad Therme, denn die bietet besonders viel Wärme an kalten Wintertagen.
Niederbayern liegt in der Südsee. Jedenfalls in Bad Füssing.
Fango? Hot-Stone-Massage? Oder eine Behandlung mit angewärmtem Aromaöl? Klingt alles ziemlich cool, doch ich will zuerst einige der 13 Bäder erkunden. Als mein Favorit entpuppt sich die Felsenlagune. Dort wird dem Heilwasser tonnenweise Natursalz zugesetzt, das aus dem Urmeer stammt und vor über 150 Millionen Jahren bei der Entstehung der Alpen tief im Inneren der Berge eingeschlossen wurde. Eine geniale Kombination! Das Heilwasser ist nämlich noch milder als in anderen Becken, weil durch das Salz weniger Chlor nötig ist. Und meine verstopfte Nase ist schnell wieder frei – dafür muss ich nur den salzhaltigen Wasserdampf einatmen. Auch zum Entspannen ist die Felsenlagune perfekt. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, aus Niederbayern ans Meer gebeamt zu werden. Die Temperaturen passen jedenfalls zur Südsee: Das Wasser hat hier bis zu 37 Grad.
Lichtblicke im dunklen Winter: Ich gönne mir noch mehr Heilwasser
Rundum erholt geht es für mich nach dem Kurzbesuch wieder nach Hause. Die Hitze der niederbayerischen Thermen kann ich zwar nicht in meine Wohnung mitnehmen. Doch wenn meine Seele noch lange von der natürlichen Wärme des Heilwassers profitiert, will ich mich nicht beklagen. Außerdem wird es in den kommenden Wochen wieder ein paar Lichtblicke im dunklen Winter geben: Ich werde mir noch ein paar weitere Touren in andere Regionen Bayerns gönnen, um auch dort die Kraft des Heilwassers erleben und genießen zu können.
Doppel-Wumms in der Oberpfalz: Auf ein Date mit Katharina und Sibylle
Ich freue mich darauf, nach ein paar stressigen Wochen durch eine Auszeit in der Oberpfalz wieder in die Balance zu kommen. Dort bietet Bad Neualbenreuth, Bayerns jüngstes Heilbad, eine Art Doppel-Wumms für die Gesundheit. Es gibt gleich zwei Quellen, die mineralhaltige Sibyllenquelle (definitiv gut für meine verspannten Nackenmuskeln und die vom Tippen manchmal schmerzenden Handgelenke!) und die radonhaltige Katharinenquelle. Das Date mit Sibylle wird sicherlich prickelnd, denn das Heilwasser hat von Natur aus Kohlensäure. Zwar sprudelt es kalt aus den Quellen, doch ein Hackschnitzelheizwerk bringt das Wasser auf 34 bis 36 Grad – so muss weder Gas noch Öl verfeuert werden.
Ich muss also kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich auch in den acht Saunen und dem türkischen Hammam etwas Ich-Zeit genieße. Noch bis Ende März gibt es unter der Woche ein Winter-Special: Drei Stunden zahlen, den ganzen Tag bleiben. Langweilig wird es mir dabei sicher nicht, denn der Wellnessbereich klingt nach einem Geheimtipp. Wer würde vermuten, dass es am äußersten Ende Bayerns einen Badetempel gibt, in dem ich mich vermutlich wie ein Sultan fühlen werde? Ich freue mich auf die orientalische Badezeremonie, die Lorbeerseife mit Olivenöl, und eine Tasse Tee in der sicherlich tiefenentspannten Ruheoase.
Jungbrunnen in Franken: Lärm, Hektik und Gedränge sind weit weg
Mit Lärm, Hektik und Gedränge bin ich im Job oft genug konfrontiert. Für kurze Auszeiten vom Alltag suche ich mir deshalb gerne Orte aus, in denen ich schnell zur Ruhe kommen kann. Schon mal von Bad Rodach gehört? Nein? Ich kannte das Städtchen im Coburger Land auch nicht, bis eine Freundin, die oft zwischen Erfurt und Nürnberg pendelt, es mir empfohlen hat. Es gibt in Bad Rodach viele hübsche Fachwerkhäuser und fränkische Köstlichkeiten, aber eben auch ein besonderes Heilwasser. Die Calcium-Magnesium-Sulfat-Mineralquelle ist gut für Schreibtischtäter wie mich, die Probleme mit dem Rücken vorbeugen wollen. Auch hier helfen Holzhackschnitzel, dass das bis zu 35 Grad warme Quellwasser in den Becken die richtige Temperatur hat. In der ThermeNatur gibt’s nämlich nicht nur Solebecken und eine Kneippanlage, sondern auch eine brandneue Sauna mit Panoramablick auf den Georgenberg. Der Ruhebereich ist gestaltet wie ein Baumwipfelpfad – Schiefer auf dem Boden, Birkenstämme überall. Ich freue mich darauf, am prasselnen Kaminfeuer zu entspannen. Doch vorerst geht es nach Sauna und Abduschen erst mal ins mit Quellwasser gefüllte FKK-Becken.
Salzwasser gegen Stress: Franken liegt am Meer!
Ob man sich in Franken wie am Meer entspannen kann, will ich auch wissen. Das Salzwasser kommt hier nicht kalt aus den Weiten des Ozeans angeschwappt, sondern sprudelt heiß aus dem Erdinnern: Bad Staffelstein ist das Heilbad mit der stärksten und wärmsten Thermalsolequelle Bayerns. 52 Grad hat das Heilwasser und hat eine Mineralisierung von zwölf Prozent. Der Ärger des Alltags dürfte schnell wieder vergessen sein, wenn ich in der Obermain Therme unter einer abstrakten Salzkristall-Skulptur in Licht, Farbe und Klang bade. Es gibt Vital-, Aktiv-, Sole-, Kneipp- und Erlebnisbecken – Abwechslung ist also garantiert. Vielleicht werde ich eines der mindestens 15 kostenlosen Fitness- und Wellness-Angebote nutzen, die hier täglich angeboten werden. Doch einmal gar nichts tun zu müssen, wäre auch in Ordnung. Im riesigen Saunaland gibt es nicht nur die Suola-Sauna, wo die per Gradierwerk vernebelte Sole dabei hilft, die Atemwege frei zu machen, sondern auch die knackig heiße Maa-Sauna mit Kaminfeuer – perfekt zum Entspannen!
Schweben wie im Toten Meer – das kann ich auch in Bayern erleben
Note to myself: Achtsam bleiben, kein Freizeit-Stress! In der Franken-Therme in Bad Windsheim werde ich mir also an einem anderen Wochenende meine Ich-Zeit gönnen. Aus 150 Meter Tiefe kommt dort die Natursole aus dem Boden, mit einer Temperatur von bis zu 29 Grad und in einer Konzentration von exakt 26,9 Prozent. Das ist fast so viel wie beim Toten Meer, doch Israel oder Jordanien sind deutlich umständlicher zu erreichen. Im Bad Windsheim Salzsee zu schweben, ohne einen Finger rühren zu müssen, will ich unbedingt ausprobieren – es fühlt sich sicher wunderbar an, mich einfach treiben zu lassen. Zu Hause lässt sich das Experiment nicht wirklich nachvollziehen: In eine Badewanne müsste man dafür eine Schubkarrenladung Salz schütten – 45 Kilogramm!
Natürliche Wärme von Kopf bis Fuß: Die beste Medizin in diesem Winter
Ich freue mich auch auf die neue Badehalle der Therme, in der ein Becken mit 240.000 Litern Thermalwasser gefüllt ist. Hier sind es nur zwölf Prozent Salz im Heilwasser – nicht so viel wie im Salzsee, aber trotzdem genug für den Auftrieb. Drei Mal am Tag wird die Badehalle für eigens komponierte Shows abgedunkelt. Laserlicht fächert dann durch künstliche Nebelschwaden, dazu singt der Windsheimer Knabenchor oder es ertönen die sanften Beats eines DJs. „Floating“ ist ein cooles Erlebnis, um von Kopf bis Fuß zu entspannen. Und die natürliche Wärme wird für mich in diesem kalten Winter die beste Medizin sein.
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