GESUNDES BAYERN-Check
Nach der Zeit des vielen Schlemmens im Dezember, denken viele Menschen im Januar darüber nach, ihre Ernährung umzustellen. Viele wollen ihren Cholesterinspiegel senken – denn zu viel Cholesterin im Blut ist schließlich ungesund. Oder etwa nicht? Im GESUNDES BAYERN-Check werden dieses Mal die größten Mythen rund um das Cholesterin entlarft.
Mythos 1:
Menschen sollten möglichst kein Cholesterin über die Nahrung zu sich nehmen – es ist schlecht für den Körper.
Falsch. Cholesterin ist eine überlebenswichtige Substanz, die der Körper größtenteils selbst herstellt. Generell nimmt der menschliche Körper maximal 0,5 g Cholesterin pro Tag über die Nahrung auf, den Rest produziert der Körper selbst. Und zwar in der Leber. Von dort aus kommt es über verschiedene Transportmechanismen ins Gewebe und wieder zurück.
Was ist Cholesterin?
Als sogenanntes „Sterin“ oder auch „Sterol“ ist Cholesterin ein Bestandteil der Zellmembranen. Es macht sie durchlässig und elastisch. Cholesterin ist eine Vorstufe von Steroidhormonen, Geschlechtshormonen oder auch Gallensäure und Vitamin D.
Ist Ihr Cholesterin dauerhaft zu hoch oder zu niedrig, kann das krankmachen. Zum Beispiel entstehen Gallensteine, wenn sich überschüssiges Cholesterin in der Gallenblase ansammelt. Ist der Wert zu niedrig, beeinflusst das Psyche und Gehirn – unter anderem steigt das Risiko für Depressionen.
Mythos 2:
Es gibt „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin.
Fast. Denn es gibt tatsächlich zwei verschiedene Arten Cholesterin:
- „HDL“: high density lipoprotein (deutsch: Lipoprotein hoher Dichte) auch „gutes Cholesterin“ genannt, transportiert Cholesterin aus dem Gewebe zurück in die Leber. Es gibt also kein qualitativ besseres oder schlechteres Cholesterin – nur zwei verschiedene Transportmechanismen und -richtungen.
- Ist die Rede vom „schlechten“ Cholesterin, ist das „LDL“ gemeint. Diese Abkürzung steht für „low desity lipoprotein“ – deutsch: Lipoprotein niederer Dichte. Es transportiert das Cholesterin aus der Leber zu den Körperzellen. Studien belegen, dass es dabei zu Fettablagerungen an den Gefäßen und zu Gefäßverkalkungen kommen kann.
Aussagefähiger als der Wert für das Gesamtcholesterin im Blut sind also die Werte für HDL- (40 mg/dl) und LDL-Cholesterin (>160 md/dl) sowie der LDL/HDL-Quotient (>4 kA).
Mythos 3:
Wenn ich auf fettiges Essen verzichte, sinkt der Cholesterinspiegel.
Diese These ist umstritten. Denn, geht man davon aus, dass der Körper 90 % des Cholesterins selbst produziert und dass der Anteil, der über die Nahrung aufgenommen wird, sehr gering ist, limitiert das den Anteil, den der Körper aufnehmen kann.
Früher dachten Ärzte und Ernährungswissenschaftler, dass Ihr Cholesterinspiegel sinkt, wenn Sie eine strenge Diät halten. Dies ist heute umstritten, denn wir brauchen eine ausgewogene Ernährung. Bereiten Sie Ihr Essen jedoch möglichst fettarm zu und
- verzichten Sie weitestgehend auf tierische Lebensmittel,
- verwenden Sie Pflanzenöle und
- essen Sie möglichst täglich Obst und Gemüse.
Zusätzlich bewegen Sie sich regelmäßig. Generell lautet die Devise: „Zu viel“ ist immer schlecht für unsere Gesundheit – egal, ob Sie Käse, Eigelb, Alkohol oder Snacks verzehren.
Mythos 4:
Haferflocken helfen gegen hohe Cholesterin-Werte.
Richtig. Nachweislich beeinflussen Gerste-Produkte wie Haferflocken den Cholesterinspiegel. Denn sie regen den Stoffwechsel an und helfen so, das Cholesterin schneller abzubauen. Außerdem verringern sie den Anteil der gesättigten Fettsäuren im Blut. So kann sich das Cholesterin nicht so einfach an die Blutgefäße anheften – und sie verkalken nicht so schnell.
Mythos 5:
Stress lässt den Cholesterinspiegel steigen.
Stimmt. Eine Studie aus dem Jahr 2005 belegt, dass Stress bei einigen Menschen zur Cholesterin-Erhöhung führt. Wie stark sich der Wert durch Stress erhöht – und ob er auf ein bedrohliches Maß steigt – ist allerdings bei jedem Menschen unterschiedlich.
Wir wissen: Der Cholesterinspiegel mancher Menschen steigt schneller. Dabei spielt zwar auch Stress eine Rolle, vor allem beeinflussen den Cholesterinspiegel aber ungesundes Essen und zu wenig Bewegung. Allgemein gesagt wirkt sich Stress immer auf den Körper und die Psyche aus – besonders, wenn er über einen langen Zeitraum andauert. Dann ist es wichtig, dass Sie einen guten Umgang damit finden.
Mythos 6:
Hohe Cholesterin-Werte sind genetisch bedingt.
Auch dieser Mythos ist wahr. Sehr häufig haben viele Familienmitglieder erhöhte Cholesterin-Werte. Ärzte sprechen in diesem Fall von einer sogenannten „familiären Hypercholesterinämie“. Eltern können also Fettstoffwechselstörungen beziehungsweise dauerhaft erhöhte Cholesterin-Werte an ihre Kinder vererben.
Studien gehen davon aus, dass dies bei 30 % der Menschen der Fall ist, deren Cholesterin dauerhaft zu hoch oder zu niedrig ist. In diesen Fällen senken Ärzte die Werte mithilfe spezieller Medikamente, da Betroffene sie nicht allein durch die Ernährung beeinflussen können.
Mythos 7:
Verschiedene Krankheiten begünstigen einen hohen Cholesterinspiegel.
Stimmt. Denn nicht nur genetische Faktoren, sondern auch unterschiedliche Vorerkrankungen beeinflussen, wie hoch oder niedrig Ihr Cholesterin ist. Besonders Erkrankungen der Schilddrüse, Galle, Leber oder der Nieren spielen eine Rolle. Auch Diabetes erhöht das Risiko, dass die Gefäße verkalken. Denn diese Erkrankung beeinflusst das HDL-Cholesterin – und damit auch, wie schnell das Cholesterin abgebaut beziehungsweise wieder zurück zur Leber transportiert wird.
Mythos 8:
Ist der Cholesterinspiegel zu hoch, steigt automatisch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.
Dieser Mythos ist wissenschaftlich nur bedingt belegt. Tatsache ist: Sind die Gefäße verkalkt, erhöht sich Ihr Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Risiko. Damit es aber tatsächlich zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt kommt, spielen mehrere Faktoren eine Rolle – zum Beispiel
- das Alter und Gewicht,
- welche Medikamente Sie einnehmen,
- der generelle Lebensstil oder verschiedene Vorerkrankungen.
Gsunde Gschichten
Erlebt und erzählt von Menschen, denen es ähnlich ging.