Das ganzheitliche Programm, das Sebastian Kneipp Mitte des 19. Jahrhunderts zusammengestellt hat, passt bestens auch in unsere Zeit: Aktivierende Anwendungen mit kaltem Wasser, etwas Bewegung, durchdachte Ernährung plus Heilkräuter-Support und der wohlwollende Blick auf die Seele – das alles stärkt effektiv die Widerstandskraft von Körper und Geist.

Es ist früher Morgen. Die Sonne blinzelt gerade so über den Horizont, die Wiese ist noch feucht, die Luft riecht frisch und klar. Jetzt barfuß in den Tau treten – das braucht ein bisschen Mut. Doch es lohnt sich, denn schon nach ein paar Sekunden fühlt es sich herrlich an: Wie die Grashalme die Sohlen kitzeln! Wie die Reflexzonen der Füße jede Unebenheit wahrnehmen! Wie die Haut zu kribbeln beginnt! Zwei, drei Minuten, mehr nicht, dann geht es zurück in die Socken. Für den besten Effekt bleiben die Füße dabei feucht, also: nicht abtrocknen!

Die Lehre vom gewollten Schock

Was das bringen soll? Geht es nach der Heilmethode von Sebastian Kneipp, dem berühmten Pfarrer aus dem Allgäu, ist Tautreten essentiell für einen fitten Körper. Es muss also nicht gleich der Kübel kaltes Wasser sein, der einem über den Rücken geschüttet wird – auch wenn das manchen Menschen beim Thema Kneipp als erstes in den Sinn kommt. Schließlich werden heute nach wie vor rund 100 der von ihm entwickelten Anwendungen genutzt – und die werden maßvoll gesteigert, damit man sich langsam an den gewollten Schock des meist acht bis 18 Grad kalten Wassers gewöhnen kann.

Diese gezielt eingesetzten Reize und die Reaktionen des Organismus darauf sind enorm wirksam: Durch die Güsse, Bäder, Waschungen, Wickel und Packungen dreht der Körper die innere Heizung auf und erweitert dadurch die Gefäße. Auch der Stoffwechsel kommt in Schwung, der Blutdruck reguliert sich und die Muskeln reagieren erst mit Anspannung – und dann mit herrlicher Entspannung.

Fünf Elemente für ein schöneres Leben

Doch das Wasser war für Kneipp nicht alles: Sein ganzheitlicher Ansatz besteht aus den vier weiteren Elementen maßvolle Bewegung, bewusste Ernährung, Heilkräuter und die innere Balance. Leichter Sport etwa tut auf vielen Ebenen gut und sorgt durch den Wechsel aus Aktivität und Erholung für ein sehr angenehmes Gefühl. Alles, was ein paar Schweißperlen auf die Stirn zaubert, passt ins Kneipp-Konzept, etwa zwischen saftigen Wiesen, Kuhglockengeläut und bayerischer Naturgewalt wandern, schwimmen, powerwalken oder zügig radeln.

Auch das Thema Genuss war Kneipp nicht fremd. Auf dem Teller landen deshalb nährstoffreiche, ausgewogene Mahlzeiten, die möglichst naturbelassen sindaber auch schmecken! Heute ist diese Art der Ernährung unter den Begriffen „Clean Eating“ und „Slow Food“ bekannt, sprich: viel heimisches Obst, Gemüse, Getreide- und Milchprodukte, etwa ein Mal Fisch pro Woche und insgesamt recht wenig Fleisch, das dann vom Metzger des Vertrauens stammen sollte.

Mehr als ein Wechselbad der Gefühle

Dazu kombiniert werden duftende Kräuter aus Wiesen und Gärten – die nicht nur in der Küche, sondern auch in Form von Tees, Säften, ätherischen Ölen, Badezusätzen oder Salben wirken. Anis etwa löst Krämpfe, Melisse fördert den Schlaf, Rosmarin und Weißdorn bringen den Kreislauf auf Touren und ein kleiner, heißer Heublumensack ist bei Rückenschmerzen der Himmel auf Erden.

In unserer anspruchsvollen Zeit immer relevanter wird Kneipps fünftes Element, die innere Ordnung. Was dem seelischen Gleichgewicht auf die Sprünge hilft, ist individuell jedoch sehr verschieden. Für manche Menschen ist es die regelmäßige Jogging- oder Rad-Runde, die Kaffeepause am Nachmittag oder ein fein gekochtes Gericht, das sie in aller Ruhe mit Freunden verputzen. Andere entspannen mit Yoga, Qi Gong oder Atemtherapie am besten. Wirksam ist, was guttut.

Genialer 360-Grad-Effekt

Richtig zusammengesetzt greifen diese fünf Elemente wie Puzzle-Stücke ineinander – und sind die beste Prävention: Sie stärken unter anderem das Herz, den Kreislauf, das Immunsystem und das Nervensystem, sie regen den Stoffwechsel, die Durchblutung und die Selbstheilungskräfte an und spülen jede Menge Dopamin, Endorphin und Serotonin ins Blut. Das schützt unter anderem vor Burnout, lindert Schlafstörungen, Allergien, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen sowie Blutdruck-Probleme und macht insgesamt fitter und resilienter.

Würde Sebastian Kneipp heute leben, wäre er deshalb vermutlich als Life- und Health-Coach ein begehrter TV-Gast und erfolgreicher Influencer: eine wirksame Methode, die aus ziemlich einfachen Maßnahmen besteht und fast überall umsetzbar ist – das passt erstaunlich gut in unsere Zeit. In elf bayerischen Heilbädern und Kurorten hat man sich auch heute noch der Lehre des Naturheilkundigen verschrieben und vielerorts entsprechend spannende Angebote etabliert. In kalten Gebirgsbächen oder neu geschaffenen Naturwassser-Tretstellen samt Barfußparcours etwa kneippt es sich besonders atmosphärisch. Noch erlebnisreicher ist eine geführte Barfuß-Wanderung über Wiesen und Waldwege, die wie eine XL-Anwendung im Tretbecken wirkt. Die innere Ordnung lässt sich bei einem Outdoor-Coaching im Wald ins Gleichgewicht bringen. Und auf einer begleiteten Kräuterwanderung findet man nicht nur heilsame und schmackhafte Pflanzen, sondern auch ein Stück sich selbst.

Ganz cool entspannen

Um nachhaltig einzutauchen in die Lehre Sebastian Kneipps, empfahl der Pfarrer damals, sich ruhig mehrere Wochen lang mit Hilfe der fünf Elemente seinem Körper und seiner Seele zu widmen. Doch auch wer nicht so viel Zeit im Gepäck hat, kann etwa bei Schnupper-Angeboten samt kompetenter Betreuung enorm viel aus der Kneipp’schen Lehre ziehen. Was am Ende bleiben wird? Mehr Fitness, Klarheit und Lebendigkeit im Alltag – und eine bis dahin unbekannte Liebe zum kalten Wasser.

Cool in jeder Hinsicht: Kneippen in 60 Sekunden

Hier sehen sie die Beine einer Frau, die im kniehohen Wasser steht. Sie kneippt im Storchenschritt. Im Hintergrund erkennt man, dass die Frau in der freien Natur ist. Es sind Bäume und Büsche zu sehen.

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Buchbare Angebote

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Kneipp erleben

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Bad Grönenbach
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